DIE ZEIT 11/2017

Papst Franziskus hat sich in einem Interview mit der ZEIT, die am Donnerstag erscheint, kritisch mit dem Glauben auseinandergesetzt. Auf die Frage, ob er auch Momente erlebe, in denen er an der Existenz Gottes zweifle, sagt er: "Ich kenne auch die leeren Momente." Die Krise sei aber auch eine Chance, um zu wachsen: "Ein Glauben, der nicht in die Krise gerät, (...) bleibt infantil." 

Sich selbst erlebt Papst Franziskus dabei als ganz normalen Gläubigen. "Ich sehe mich nicht als etwas Besonderes", sagt das Oberhaupt von über einer Milliarde Katholiken weltweit: "Ich bin Sünder und bin fehlbar." Jeder Art von Papstkult erteilt Franziskus darum eine Absage. "Wir dürfen nicht vergessen, dass die Idealisierung eines Menschen stets auch eine unterschwellige Art der Aggression ist. Wenn ich idealisiert werde, fühle ich mich angegriffen", sagt er im Gespräch mit der ZEIT, das Ende Februar im Vatikan stattfand. Es ist das erste Interview, das Franziskus während seiner vierjährigen Amtszeit einem deutschen Journalisten gegeben hat. 

Der Papst äußert sich besorgt über den Aufstieg des Populismus in den westlichen Demokratien: "Populismus ist böse und endet schlecht, wie das vergangene Jahrhundert gezeigt hat", sagt Franziskus. "Populismus bedeutet, das Volk zu benutzen", er brauche immer einen Messias und auch die Rechtfertigung, die Identität des Volkes bewahren zu müssen.

Als problematisch bezeichnet der Papst den zunehmenden Priestermangel in vielen Ländern, zum Beispiel in Deutschland. Die Kirche sei herausgefordert und solle sich diesem und anderen Problemen auch furchtlos stellen. Die Aufgabe der Theologie sei es, zu forschen. "Wahrheit ist, keine Angst zu haben", sagt Franziskus, "Ängste schließen Türen. Die Freiheit öffnet sie. Und wenn die Freiheit klein ist, öffnet sie immerhin ein Fensterchen."  

Außerdem äußert sich Franziskus in dem Interview zum Zölibat, zur Priesterweihe verheirateter Männer, zu Anfeindungen gegen seine Person und dazu, ob er die Einladung, im "Lutherjahr" Deutschland zu besuchen, annehmen wird.

Lesen Sie hier das exklusive Gespräch mit Papst Franziskus in der ZEIT-Ausgabe Nr. 11.